Ein Deutschlandticket (49€-Ticket) als exklusiv digitales Angebot benachteiligt Personen, die sich nicht in der „digitalen Welt“ bewegen können oder wollen. Hier der Kommentar von Michael Göb, dem Sprecher der Ehrenamtlichen Digitallotsen von KAB sozial & gerecht:
Die Gleichheitsgrundsätze in Deutschland erfordern auch gewöhnliche Zugänge wie Papiertickets vom Fahrkartenschalter oder Automaten. Das Grundgesetz (GG) sichert in Art.2 die “freie Entfaltung” eines jeden ohne Einschränkungen zu. Im Art. 3 des GG sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich; auch hier gibt es keine Einschränkungen. Im Allgemeinen Gleichbehandlungs-Gesetz (AGG) gibt es ein zivilrechtliches Benachteiligungsverbot (§19) das auch für alltägliche Geschäfte gilt.
Wenn also jemand aufgrund seiner Auffassungsgabe im gehobenen Alter oder wegen einer Behinderung oder vor dem Hintergrund seiner Weltanschauung (z. B. weil er sich nicht in der digitalen Welt bewegen will) das Deutschlandticket nicht in Anspruch nehmen kann, so ist das nicht einfach hinnehmbar. Der Gesetzgeber muss zumindest die kulturell üblichen Zugänge gewährleisten. In Deutschland ist es das Papierticket am Schalter oder Fahrkartenautomaten.
Es gibt viele ältere Personen, die mit digitalen Kommunikationsgeräte, wie z.B. Smartphone, nicht umgehen können aber besonders auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Es gibt Personen, denen die „digitale Welt“ ein Buch mit sieben Siegeln ist und die von daher keinen Umgang mit den digitalen Geräten haben. Diese Personenkreise wären mit einer einzig digitalen Form des Deutschlandtickets von der Nutzung dieser öffentlichen Dienstleistung ausgeschlossen. Durch ihr nicht-können oder nicht-wollen würden diese Personenkreise finanziell schlechter gestellt. Sie müssten für die gleichen Dienstleistungen um von A nach B zu kommen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Bei einem Ticket, das gerade als “Deutschlandticket” keine besondere Zielgruppe anspricht sondern allen Bürgerinnen und Bürgern einen einfachen Zugang zu umfänglicher Mobilität bieten soll, muss dies berücksichtigt werden.
Wir fordern unsere Abgeordneten im Bundestag und den Landtagen auf, bei der Ausgestaltung des Deutschlandtickets neben der digitalen auch eine analoge Form sicherzustellen.
Diese Diskussion wird auch im Rahmen von “Frühstück & Politik” am 4. Februar ab 9:30 Uhr in der Zehntscheune Kleinwallstadt zu führen sein. Dort stellen sich die Mitglieder des Deutschen Bundestages Alexander Hoffmann (CSU) und Bernd Rützel (SPD) den Fragen von Bürgerinnen und Bürgern.