Für bessere Bedingungen und Bezahlung (35 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich) setzten sich Anja Kirchschlager und Sabine Zuber als Vertreterinnen der KAB-Initiative „sozial & gerecht“ auf dem Podium bei “Pflege der Zukunft” ein. Dazu hatte die Sozialgenossenschaft „digital vital“ am 2. Juli nach Klingenberg eingeladen.
Beide erzählten aus ihrem Berufsalltag in der Krankenpflege und unter den Bedingungen der Privatisierung. Dabei kamen problematische Bedingungen zur Sprache, wie z. B. die Zeitarbeit von Kolleg:innen, die zwar 1.000 € mehr Gehalt bekommen, aber schon morgen woanders sein können. Eine verlässliche Teamarbeit sei so nicht möglich. Insgesamt wurde von beiden Krankenschwestern klar festgestellt: “Das Klatschen bei Corona für die Pflegekräfte haben wir auf der Intensivstation als Klatsche ins Gesicht empfunden.“
Die Projektgruppe “Gesundheit und Pflege” ist aus der “Open-Sozial – Plattform für soziales Engagement” hervor gegangen und hat sich den Kampf für bessere Bedingungen in der Pflege zum Ziel gesetzt. Die Beteiligten sammelten an ihrem Stand Meinungen und politische Forderungen zur Verbesserung der stationären und häuslichen Pflege im Landkreis Miltenberg: Flexible Arbeitszeitplanung, qualifizierte Kolleg:innen, Freistellung für Ausbildungen waren einige der Forderungen an der Pinnwand, um Pflegekräfte aus dem Limit zu holen. Außerdem: Für pflegende Angehörige wurde ein leichterer Zugang zu Informationen und Beratung als notwendig erachtet.
“Wir müssen den Mut haben, zu machen! Mit gesellschaftlichem Engagement – auch ohne oder trotz Politik.” Dazu rief Andreas Westerfellhaus, ehem. Pflegebeauftragter der Bundesregierung in seinem Vortrag auf. Er legte den Finger in viele offene Wunden der Pflege, warb für bessere Rahmenbedingungen für Pflegekräfte und setzte sich z. B. auch für die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ein.
Darüber hinaus forderte Brigitte Bührlein (WIR!Stiftung): “Von den Bedarfen her denken! Gerade bei digitalen Unterstützungsangeboten. Mit den Menschen, nicht für die Menschen!” Professionelle Angebote und pflegende Angehörige müssten viel stärker mit ihrer Kompetenz verbunden werden. Für den Umgang mit pflegenden Angehörigen appelliert sie zum Ende ihres Impulsvortrages: “Nichts ÜBER uns und nichts OHNE uns!”